Interview Dr. Friedrich

Herr Dr. Friedrich, Sie haben in den letzten Jahren mehrere tausend Nasen operiert und werden als „Hamburger Nasenpapst“ bezeichnet. Wie kam es dazu?

Nasenpapst ist ein furchtbarer Begriff! Mein Sohn nennt mich immer Nasentüftler. Das kommt der Sache näher, weil es für mich bedeutet, dass ich, egal wie häufig ich operiert habe, bei jeder Nase das ideale Ergebnis erreichen will – wie schwierig das im Einzelfall auch sein mag. Darauf kann sich der Patient verlassen. Und da hilft natürlich jahrzehntelange Erfahrung in vielen tausend Fällen.

 

Das klingt nach echter Leidenschaft. Wie sind Sie denn „Nasentüftler” geworden?

Es war immer mein Wunsch, Gesichtschirurg zu werden, daher habe ich nach meiner HNO-chirurgischen Ausbildung weitere Jahre in der Klinik verbracht, um die spezielle Ausbildung in der Plastischen Gesichtschirurgie zu machen. Sie haben Recht – meine größte Leidenschaft war dabei immer die Nase. Sie ist das einzige Organ, das vertikal angeordnet ist und prominent im Gesicht liegt. Jeder schaut also zuerst auf die Nase wenn dort auffällige Stigmata zu erkennen sind. Darunter leidet der Patient natürlich besonders, denn er ist sowieso schon unglücklich über seine Nase. Sie stört sein Selbstbild.

 

Und diesen Menschen wollen Sie helfen?

Genau! Ich kann ihnen helfen, sich endlich selbst zu akzeptieren. Daher ist für mich Nasenchirurgie eine so erfreuliche Sache. Für einen Arzt kann es eigentlich nichts Schöneres geben – vielleicht noch, als Geburtshelfer Babys zu holen!

 

Aber wie wird man nun gerade „Nasentüftler“?

Indem man das Fach für sich entdeckt! Und dann aktiv für seine Ausbildung kämpft. Ich hatte das Glück, herausragende Lehrer zu haben, die mich persönlich ausgebildet und sehr unterstützt haben, die ihre Erfahrung weitergegeben haben. Dafür bin ich heute sehr dankbar. Da waren meine Chefs in den Kliniken meiner Ausbildung, mein Doktorvater, der immer seine Hand über meine spezielle Interessenlage gehalten hat. Mittlerweile sind es auch Kollegen aus der ganzen Welt, die führenden „Nasentüftler”, von denen ich lernen durfte. Wir sind in regem Austausch, diskutieren Problemfälle – und davon profitieren nicht nur wir, sondern auch unsere Patienten.

 

Gibt es eigentlich die ideale Nase?

Klar gibt’s die! Aber anders, als Sie vielleicht denken: das ist keine Modelnase, keine beeindruckend schöne Nase. Die ideale Nase ist genau das Gegenteil: man sieht sie gar nicht, weil sie sich ganz unauffällig ins Gesicht einfügt, ganz organisch dazugehört, als sei sie die einzig mögliche Nase für dieses Gesicht und schon immer da gewesen. Das muss das Ziel jeder gelungenen Nasenoperation

sein.

 

Würden Sie, wenn es der Wunsch des Patienten ist, jede Nase operieren?

Nein, die Nasenchirurgie kann zu einem glücklicheren Lebensgefühl verhelfen. Aber das ist nicht bei allen so: Der eine Patient hat zum Beispiel eine auffällig große Nase, die er einerseits mit Humor und Selbstbewusstsein trägt, sich aber andererseits über eine Verkleinerung der Nase sehr freuen kann.

Andere stört schon die kleinste Auffälligkeit. Sie sind fest davon überzeugt, dies würde ihr Lebensgefühl erheblich einschränken. Sie glauben, ein schönes Leben sei nur durch eine Nesenkorrektur zu erreichen. Diese Patienten kann man mit einer OP nicht zufrieden stellen. Die darf man nicht operieren! Meinen Assistenzärzten schärfe ich ein: Nur wer sich genügend Zeit für Beratung nimmt und sich die Mühe macht, sich in den Patienten einzufühlen und sein Vertrauen entwickelt, kann ihn später zu Recht operieren – oder sich dagegen entscheiden.

 

Das setzt ein großes Einfühlungsvermögen voraus. Wie stellen Sie das Vertrauensverhältnis zu den Patienten her?

Eine gelungene  Nasen-OP setzt voraus, dass ich mich ganz auf den Patienten einlasse und auf seine Wünsche, aber auch Befürchtungen eingehe. Das bedeutet auch, dass der Patient nicht nur während der OP, sondern vor allem auch auf dem Weg nach der OP optimal begleitet und betreut wird.

Die Arbeit eines Gesichtschirurgen umfasst eben nicht nur das Wissen um perfekte High-Tech-Medizin. Hier geht es um ein Gegenüber, das sich ein gutes Leben wünscht. Das sich dafür freiwillig einem Arzt anvertraut und sich für eine Behandlung entscheidet, die sein eigenes Geld kostet und nicht immer nur angenehm ist. Ich finde, diese Patienten verdienen eine besonders vertrauensvolle und

einfühlsame Betreuung – und perfekte Chirurgie!

Das ist für mich die Herausforderung. Deshalb bin ich Nasentüftler.